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| race [2025/04/16 18:19] – [Herkunft] tom | race [2025/04/16 18:57] (current) – [Herkunft] tom |
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| Deutsche Spitze sind Nachkommen des steinzeitlichen Torfhundes « Canis familiaris palustris Rüthimeyer » und späteren « Pfahlbauspitzes » und die älteste Hunderasse Mitteleuropas. Zahlreiche andere Rassen sind aus ihnen hervorgegangen. Der **Torfhund**, auch **Torfspitz** (//Canis palustris//, //Canis familiaris palustris// Rütimeyer), war ein [[https://de.wikipedia.org/wiki/Urgeschichte|prähistorischer]] [[https://de.wikipedia.org/wiki/Haushund|Haushund]]. Er wurde 1861 vom Schweizer Zoologen [[https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Rütimeyer|Ludwig Rütimeyer]] erstmals beschrieben, nach Funden in Schweizer [[https://de.wikipedia.org/wiki/Pfahlbau|Pfahlbausiedlungen]] der [[https://de.wikipedia.org/wiki/Jungsteinzeit|Jungsteinzeit]] (daher auch **Pfahlbautenspitz**). Der Hund hat gemäß der Erstbeschreibung ein Aussehen ähnlich dem rezenten [[https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfsspitz|Wolfsspitz]]. Deswegen wurde einige Jahrzehnte lang vermutet, dass er der direkte Ahnherr aller nordischen Hunde, der [[https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Spitze|Deutschen Spitze]] und über verschiedene Stufen auch anderer Hunderassen sei. Diese [[https://de.wikipedia.org/wiki/Urrasse|Urrassen-Theorie]] geht auf den [[https://de.wikipedia.org/wiki/Kynologie|Kynologen]] [[https://de.wikipedia.org/wiki/Theophil_Studer|Theophil Studer]] zurück und ist heute überholt. Die Schädellänge des Torfhundes war mit 135–150 mm bereits deutlich kleiner als die eines Wolfschädels. Einige Funde von Torfhunden, deren Schädel Spuren eines gewaltsamen Todes aufweisen, lassen auf eine frühe Zuchtwahl schließen, da angenommen werden kann, dass nicht der ganze Wurf aufgezogen wurde, sondern nur einzelne Individuen. Es wird vermutet, dass er (zumindest am Anfang) ähnlich lebte wie die [[https://de.wikipedia.org/wiki/Pariahund|Pariahunde]] heute, also am Rande der Siedlungen, in großen Teilen Selbstversorger. Er begleitete wahrscheinlich die Menschen bei ihren Jagden, bewachte Häuser und Siedlungen und zog im hohen Norden vielleicht auch ihre Lasten. In Siedlungen der [[https://de.wikipedia.org/wiki/Urgeschichte|Urgeschichte]] wurden immer wieder Knochen dieses Hundetyps gefunden, mit einem Schwerpunkt in der [[https://de.wikipedia.org/wiki/Jungsteinzeit|Jungsteinzeit]] und [[https://de.wikipedia.org/wiki/Bronzezeit|Bronzezeit]]. Die Funde erstrecken sich über ganz Europa bis hin nach Asien und Nordafrika. Die Beschreibung als eigenständige Rasse bzw. Unterart geht auf Funde in Pfahlbausiedlungen am [[https://de.wikipedia.org/wiki/Bielersee|Bielersee]] (Fundplatz im Weiler [[https://de.wikipedia.org/wiki/La_Neuveville|Schafis]]) zurück. Schon um 1880 wurden auch Funde vom [[https://de.wikipedia.org/wiki/Dümmer|Dümmer]] und den Watten im [[https://de.wikipedia.org/wiki/Oldenburger_Land|Oldenburger Land]] bekannt und dem Torfspitz zugerechnet. In der [[https://de.wikipedia.org/wiki/Linearbandkeramische_Kultur|bandkeramischen]] Siedlung von [[https://de.wikipedia.org/wiki/Zschernitz|Zschernitz]] in Sachsen wurde im Jahre 2003 ein vollständig erhaltener Torfhund geborgen. Das bei seinem Tode etwa zwei Jahre alte Tier wurde zusammen mit einem toten Welpen in einer Erdgrube bestattet. Der Hund von Zschernitz hatte eine Schulterhöhe von etwa 45 cm, was mit der Größe des heutigen [[https://de.wikipedia.org/wiki/Spitz_(Hund)|Spitzes]] verglichen wird. Ein nahezu vollständig erhaltenes Exemplar wurde 1953 mit dem [[https://de.wikipedia.org/wiki/Torfhund_von_Burlage|Torfhund von Burlage]] in einem niedersächsischen [[https://de.wikipedia.org/wiki/Moor|Moor]] gefunden. Es wurde lange Zeit als bronzezeitlich vermutet. Neuen [[https://de.wikipedia.org/wiki/Radiokohlenstoffdatierung|Radiokohlenstoffdatierungen]] zufolge starb dieser Hund jedoch erst in der Neuzeit, zwischen 1477 und 1611 | Die Spitze gehören heute zu den seltensten Hunderassen der Welt: Sie sind vom Aussterben bedroht. Und das ist schade.\\ |
| | Ausgesprochen schade. Denn sie gehören, so wie sie heute noch aussehen, mit Sicherheit auch zu den ältesten Hunderassen der Welt. Üblicherweise sagt man, die ältesten Spitze seien jene „Torfhunde“, die man in den 6.000 Jahre alten Pfahlbausiedlungen am Bodensee fand. Aber man fand auch Spitz-ähnliche Hunde in 8.000 Jahre alten Ausgrabungen in Dänemark und England. Und man fand 10.000 Jahre alte Hundegräber in Japan, in denen, sorgsam mit Muschelnbedeckt, kleine, Spitz-ähnliche Hunde bestattet waren. Man fand und findet Spitz-ähnliche Hunde in Skandinavien, Holland, Deutschland, im antiken Griechenland, im AltenÄgypten. Aber man fand und findet sie auch in Südostasien: als Batak-Spitz bei den Pfahlbauern im Norden Sumatras, als Tenggerhund in den Gebirgen Javas, als Chow Chow in Südchina, als „Autochthone Japanische Spitze“ in unterscheidbaren Rassen und Größen auf den Inseln Japans. |
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| | Der Spitz ist eine der wirklich klassischen Hunderassen in **Deutschland und ganz Mitteleuropa**. Spitze gehörten über viele Jahrhunderte auf jedes Anwesen, bewachten Warenlager und Transportkarren. Im Süden traten anstelle der Spitze oft die [[https://www.zooroyal.at/magazin/hunde/hunderassen/pinscher/|Pinscher]] und [[https://www.zooroyal.at/magazin/hunde/hunderassen/schnauzer/|Schnauzer]]. Bei größeren Anwesen waren es meist Molosser oder andere größere Hunde, die auf das Hab und Gut ihrer Herren aufpassten. Man findet bereits bei den alten Römern und Griechen Abbildungen von Hunden, die eine erstaunliche Ähnlichkeit mit den Spitzen haben, wie wir sie heute kennen. Die moderne Rassehundezucht nahm sich schon früh der Spitze an. Der Verein für Deutsche Spitze, der diese Hunde noch heute im VDH vertritt, wurde bereits 1899 gegründet. Er ist zugleich verantwortlich für den weltweit gültigen Rassestandard der Deutschen Spitze. Nach und nach wurden die** Spitze in 5 Varietäten** nach Größe geordnet: [[https://www.zooroyal.at/magazin/hunde/hunderassen/wolfsspitz/|Wolfsspitz]], Großspitz, Mittelspitz, [[https://www.zooroyal.at/magazin/hunde/hunderassen/kleinspitz/|Kleinspitz]], [[https://www.zooroyal.at/magazin/hunde/hunderassen/zwergspitz/|Zwergspitz]] oder Pomeranian. Als Standard Spitz gilt der Mittelspitz. Glücklicherweise haben die Spitze ihren Charakter bewahren können. Es sind ausgesprochen **clevere, wachsame und standorttreue** Hunde. Im Mittelalter bis in die Neuzeit hinein war die Jagd das Vorrecht des Adels. Der duldete nicht, wenn die Hunde der einfachen Bauern oder Bürger mal ein Kaninchen rissen oder sogar bei der Wilderei half. Teils gab es drakonische Strafen, um die Hunde der einfachen Leute an der Jagd zu hindern. Zudem ist es für einen Wachhund immer besser, wenn er vor Ort bleibt und zuverlässig seiner Aufgabe nachgeht. So wurde über etliche Jahrhunderte der [[https://www.zooroyal.at/magazin/hunde/jagdtrieb-bei-hunden-tipps-zur-abgewoehnung/|Jagdinstinkt]] in den Spitzen herausgezüchtet. Allerdings blieben sie auf ihrem Hof noch immer ein** effektiver Vertilger von Mäusen und Ratten**. Mit dem Ende der kleinbäuerlichen Landwirtschaft, dem Aussterben der Pferdefuhrwerke und dem Verlust der alten Arbeitersiedlungen ging auch das klassische Arbeitsfeld der Spitze verloren. Spitze wurden selbst in ihrem Stammland eine seltene Erscheinung. Am beliebtesten blieben die ganz kleinen Spitze wie Kleinspitz oder Pomeranian. Der Mittelspitz hingegen bringt es im VDH gerade einmal auf 100 Welpen pro Jahr, der Großspitz hat noch weniger. Seit 2003 wurden der Groß- und Mittelspitz daher von der „Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen“ zu einer vom Aussterben bedrohten Haustierrasse erklärt. Der Großspitz wird als **extrem gefährdet**, der Mittelspitz als stark gefährdet eingestuft. Doch scheinen sich die Hundefreunde langsam wieder der Qualitäten dieser tollen Hunde zu erinnern. Spitze sind äußerst gelehrige und leicht führbare Begleiter, die sich überall bestens einpassen. Sie eignen sich hervorragend als [[https://www.zooroyal.at/magazin/hunde/begleithundepruefung/|Begleit-]] und [[https://www.zooroyal.at/magazin/hunde/familienhund/|Familienhund]] in unserer hektischen Zeit. Zudem sind sie – vom Zwergspitz abgesehen – kaum durch Fehlentwicklungen der Hundezucht belastet. Es lohnt sich für jeden Hundefreund, einen Blick auf den Spitz zu werfen zumal es ihn in allen Größen gibt.\\ |
| | Unsere Spitze gehören alsozu einem weltweiten Ur-Typder überall dort heimisch warund ist, wo Menschen auf beengtem Raum und nah am Wasser lebten, dort, wo Menschen einen zuverlässigen Helfer brauchten, der sich gerne in diese engen Verhältnisse einpasste, der sich mit allen Gruppenmitgliedern vertrug, deraber doch gleichzeitig kompromisslos die Vorräte „seiner“ Menschen gegen gruppenfremde, zwei- oder vierbeinige Räuber und Mitesser verteidigte. Und aus diesem engen Miteinander entstand dann jener Ur-Typ von Hund, den unsere Spitze hierzulande noch so deutlich verkörpern: |
| | |
| | Spitze sind kleine bis mittel-\\ |
| | große Hunde im wetterfesten,\\ |
| | dichten Haarkleid, die ihre lan-\\ |
| | ge, buschige Rute „platzspa-\\ |
| | rend“ über den Rücken gerollt\\ |
| | tragen. Sie sind „quadratisch –\\ |
| | praktisch – gut“ gebaut und\\ |
| | eher feingliedrig. Sie haben\\ |
| | kräftige, gerade stehende Bei-\\ |
| | ne, die ihrem Gang zwar etwas\\ |
| | eigenartig Staksiges geben, die\\ |
| | sich aber prächtig zum Klet-\\ |
| | tern und Stiegensteigen eignen.\\ |
| | Und alle zeigen uns ein „spit-\\ |
| | zes“, fuchsähnliches Gesicht\\ |
| | mit immer wachen Augen und\\ |
| | immer gespitzten Ohren, de-\\ |
| | nen nicht die kleinste Bewe-\\ |
| | gung, das leiseste Geräusch\\ |
| | entgeht. |
| | |
| | Alle Spitze, die deutschen\\ |
| | genauso wie die fernöstlichen,\\ |
| | sind exzellente Wächter, re-\\ |
| | viertreu und Fremden gegen-\\ |
| | über erst einmal misstrauisch.\\ |
| | Und genau diese Eigenschaft\\ |
| | unterscheidet sie von ihren\\ |
| | nördlichen „Brüdern“, den\\ |
| | Nordischen Jagd- und Schlit-\\ |
| | tenhunden, die häufig genug\\ |
| | noch wie große, etwas zu lang\\ |
| | geratene Spitze aussehen.\\ |
| | Aber:\\ |
| | „Echte“ Nordische Hunde,\\ |
| | an die menschenleeren Weiten\\ |
| | der Tundra angepasst, sind\\ |
| | keine „Hauswächter“. Ihnen\\ |
| | ist jede menschliche Gesell-\\ |
| | schaft recht … Hauptsache, sie\\ |
| | verspricht Bewegung und eine\\ |
| | spannende, erfolgreiche Jagd. |
| | |
| | Doch es gibt auch bei den\\ |
| | Nordischen Hunden Unter-\\ |
| | schiede, Abstufungen. Es gibt\\ |
| | Nordische, die zwar ausge-\\ |
| | sprochen menschenfreundlich\\ |
| | sind, aber keine begeisterten\\ |
| | Jäger. Es gibt Nordische, die\\ |
| | lieber wachen als jagen. Und\\ |
| | dann gibt es die sog. Japani-\\ |
| | schen „Spitze“, die sind so-\\ |
| | wohl im Wachen wie im Jagen\\ |
| | Weltmeister … |
| | |
| | Die Deutschen Spitze aber sind\\ |
| | bis heute „echte“ Spitze: Sie\\ |
| | sind unbestechliche Wächter,\\ |
| | die genau zwischen „Kenn-\\ |
| | ich“ und „Will-ich-gar-nicht-\\ |
| | kennen-lernen“ unterscheiden.\\ |
| | Und sie sind ausgesprochen\\ |
| | „haustreu“. Sie sind – wenn sie\\ |
| | Zeit haben und dürfen – erfolg-\\ |
| | reiche Revierbummler und Ab-\\ |
| | stauber. Etwas finden, das ist\\ |
| | ihnen viel lieber, als etwas erst\\ |
| | einmal suchen und dann auch\\ |
| | noch kilometerweit hetzen. An\\ |
| | weiten Expeditionen ins Unbe-\\ |
| | kannte sind sie deshalb eher\\ |
| | wenig interessiert: Und das\\ |
| | Ver-Jagen ist ihnen immer\\ |
| | wichtiger als das Er-Jagen.\\ |
| | Bis zur Zeit von Wilhelm\\ |
| | Busch (1832–1908) war „der\\ |
| | Spitz“ in Mitteleuropa noch\\ |
| | „der Hund an sich“ und teilte\\ |
| | sich dieses Areal mit seinen\\ |
| | kurz- bis rauhaarigen „Brü-\\ |
| | dern“, den Pinschern und\\ |
| | Schnauzern. Spitze bewachten\\ |
| | alle Häuser und Höfe im\\ |
| | Nordwesten (einschließlich\\ |
| | Holland und Belgien), Schnau-\\ |
| | zer-Pinscher den Südosten\\ |
| | (mitsamt Österreich). Und der\\ |
| | einzige Unterschied, den es –\\ |
| | neben der Klima-angepassten\\ |
| | Felllänge – zwischen diesen\\ |
| | beiden „Brüdern“ bis heute\\ |
| | noch gibt, ist: Die nordwestli-\\ |
| | chen Spitze brachten auch\\ |
| | das nordisch-unterkühlte Tem-\\ |
| | perament mit, passend zu\\ |
| | ihren temperamentmäßig et-\\ |
| | was „ruhigeren“ Leuten: Spit-\\ |
| | ze sind auch heute noch |
| | |
| | gelassener“, „ruhiger“ als\\ |
| | Pinscher-Schnauzer …\\ |
| | „Köter“ nannte man sie alle\\ |
| | beide. Und das war überhaupt\\ |
| | nicht abfällig gemeint, be-\\ |
| | wachte ein „Köter“ damals\\ |
| | doch die „Kate“ des Kleinbau-\\ |
| | ern genauso zuverlässig, wie\\ |
| | ein großer „Hofwart“ den Hof\\ |
| | des Großbauern bewachte.\\ |
| | „Mistbeller“ nannte man sie,\\ |
| | weil sie so gerne auf strategisch\\ |
| | wichtigen Aussichtspunkten\\ |
| | standen, von denen aus sie alles\\ |
| | übersahen und dann „Alarm“\\ |
| | gaben. Weshalb sie auch als\\ |
| | Beifahrer auf den Pferdefuhr-\\ |
| | werken sehr beliebt waren:\\ |
| | Hoch oben auf dem Kutsch-\\ |
| | bock hatten sie alles im Blick,\\ |
| | und wenn der „Fahrer“ unter-\\ |
| | wegs mal eindöste, dann über-\\ |
| | nahm sein „Beifahrer“ die Ver-\\ |
| | antwortung und meldete dem\\ |
| | Eingedösten jede Verände-\\ |
| | rung, jede vermeintliche Ge-\\ |
| | fahr. Und so mancher von\\ |
| | ihnen machte auch als Binnen-\\ |
| | schiffer Karriere: Als nimmer-\\ |
| | müder Ausguck-Mann stand\\ |
| | er im Bug des Kahns und mel-\\ |
| | dete jede Untiefe, jeden daher\\ |
| | treibenden Baumstamm.\\ |
| | Ihre Hauptaufgabe aber war\\ |
| | überall dieselbe: aufpassen,\\ |
| | spähen, spitzeln, spionieren\\ |
| | und Bescheid sagen … Weshalb\\ |
| | die „Spitzbuben“ der Welt\\ |
| | auch die „Spitzhunde“ nie\\ |
| | leiden konnten … |
| | |
| | Die Deutschen Spitze waren\\ |
| | seit dem Mittelalter die Hunde\\ |
| | der Kleinbauern und der Klein-\\ |
| | bürger. Die Großbauern hiel-\\ |
| | ten sich große Bauernhunde als\\ |
| | Hof- und Vieh-Wächter. Die\\ |
| | Großbürger machten es wie die\\ |
| | Großbauern oder eiferten dem\\ |
| | Adel nach. Der Adel aber hielt\\ |
| | sich edle Jagdhunde. Die Jagd\\ |
| | war nämlich ein Privileg des\\ |
| | Adels, und Bauern- oder Kät-\\ |
| | nerhunde hatten sich nicht ein-\\ |
| | zumischen, wenn die Wilde\\ |
| | Jagd vorbeizog. So mancher |
| | |
| | dickköpfige Bauernhund\\ |
| | bezahlte solche Einmischung\\ |
| | mit dem Leben. Die Spitze\\ |
| | nicht: Die blieben und sagten\\ |
| | Bescheid, wenn die Luft wieder\\ |
| | rein war …\\ |
| | Nur einmal (1781) machte\\ |
| | ein Spitz Schlagzeilen. Der\\ |
| | holländische Republikaner de\\ |
| | Gyselaer, den man „Kees“\\ |
| | nannte, hatte als ständigen Be-\\ |
| | gleiter und „Markenzeichen“\\ |
| | immer einen Wolfspitz neben\\ |
| | sich. Doch die Rebellion des\\ |
| | „Kees“ scheiterte, und der\\ |
| | „Kees-Hund“ geriet wieder in\\ |
| | Vergessenheit. Und als dann 10\\ |
| | Jahre und 50 Jahre später die\\ |
| | Menschen in Europa wirklich\\ |
| | an den Thronen rüttelten und\\ |
| | ihre Bürgerrechte durchsetzten\\ |
| | … da hatten die Bürger hierzu-\\ |
| | lande nichts Wichtigeres zu\\ |
| | tun, als es den Adligen – endlich, endlich – nachzumachen:\\ |
| | Sie kauften sich „edle Jagd-\\ |
| | hunde“, und am allerliebsten\\ |
| | die neuesten, ausgefallensten\\ |
| | Zuchtrassen aus England …\\ |
| | Nur einmal noch kamen\\ |
| | die Spitze wieder „in Mode“:\\ |
| | In den unruhigen Nachkriegs-\\ |
| | und „Wirtschaftswunder“-Zei-\\ |
| | ten, als es plötzlich wieder all-\\ |
| | überall „Spitzbuben“ gab, da\\ |
| | waren die „Spitzhunde“ plötz-\\ |
| | lich wieder gefragt. Aber nur |
| | |
| | kurzfristig: 2003 erklärte die\\ |
| | Gesellschaft zur Erhaltung\\ |
| | alter und gefährdeter Haus-\\ |
| | tierrassen die Deutschen Spit-\\ |
| | ze zur „gefährdeten Nutztier-\\ |
| | rasse des Jahres“, und die ge-\\ |
| | fährdetsten, wohl kaum noch\\ |
| | zu rettenden sind die, die ein-\\ |
| | mal die häufigsten, die „nor-\\ |
| | malen“ waren: der Großspitz\\ |
| | und der Mittelspitz …\\ |
| | Nun wäre es ja eigentlich\\ |
| | kein „Drama“, wenn von den heute fast 400 internatio-\\ |
| | nal anerkannten Hunderassen\\ |
| | fünf aussterben.\\ |
| | Aber hier steht heute der ge-\\ |
| | samte Gen-Pool eines uralten\\ |
| | Urtyps auf der Kippe. Die Ja-\\ |
| | paner haben ihre so genannten\\ |
| | „Spitze“ zum Nationalerbe er-\\ |
| | klärt und hegen und pflegen sie\\ |
| | planmäßig … Irgendso etwas\\ |
| | muss uns auch einfallen, ehe es\\ |
| | endgültig zu spät ist …\\ |
| | {{:5a4034522a41dfc277286625f5d1385a.png}} |
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| | Als **Spitze** werden eine Reihe von [[https://de.wikipedia.org/wiki/Hunderasse|Hunderassen]] bezeichnet, welche in der [[https://de.wikipedia.org/wiki/Hunderassen_in_der_Systematik_der_FCI|FCI-Systematik]] in der [[https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:FCI-Gruppe_5|Gruppe 5]] in den Sektionen 4 und 5 geführt werden. Dabei wird zwischen europäischen Spitzen (Sektion 4) und asiatischen Spitzen (Sektion 5) unterschieden. Eine nähere [[https://de.wikipedia.org/wiki/Genetik|genetische]] Verwandtschaft zwischen europäischen und asiatischen Spitzen besteht – abgesehen vom Eurasier und dem Japan-Spitz – nicht. |
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| | Mitteleuropäische Spitze waren (und sind teils noch) [[https://de.wikipedia.org/wiki/Wachhund|Wachhunde]] oder [[https://de.wikipedia.org/wiki/Hütehund|Hütehunde]] und zeigen meist kein ausgeprägtes Jagdverhalten. Die [[https://de.wikipedia.org/wiki/Nordischer_Hund|Nordischen Hunde]], die in FCI-Sektion 2 der Gruppe 5 geführt werden, sind im Gegensatz dazu [[https://de.wikipedia.org/wiki/Jagdhund|Jagdhunde]]. Sie sind also vom Typ her Spitz, nicht aber vom Verhalten her. Dennoch werden diese Hunde auch als //Nordische Spitze// bezeichnet und gehören auch zur FCI-Gruppe der Spitze und Hunde vom Urtyp. |
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| | Geprägt durch das enge Miteinander von Menschen und Hunden, von Ur-Spitzen, bildeten sich die wichtigen Charaktereigenschaften und das Aussehen unserer heutigen Spitze über die Jahrtausende heraus. Nur durch Pfiffigkeit konnten sie ihren Aufgaben - dem Wachen und Bewachen - nachkommen. Auf Grund der räumlichen Enge kamen nur kleine bis mittelgroße Hunde für diese Aufgabe bei den beengten Platzverhältnissen der Vergangenheit in Betracht. Genau dem entsprach der Spitz mit seinem quadratischen Körperbau. Er war quadratisch, praktisch - gut! Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren die Spitze in Zentraleuropa zusammen mit den Pinschern und Schnauzern noch DIE Hunderassen schlechthin. Auch die heute eher abfällig gebrauchte Bezeichnung “Köter” stammte aus dieser Zeit und verwies auf nichts andres als die “Kate” in der der Spitz zuhause war. |
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| | Die Deutschen Spitze aber sind bis heute “echte” Spitze: Sie sind unbestechliche Wächter, die genau zwischen “Kenn-ich” und “Will-ich-gar-nicht-kennen-lernen” unterscheiden. Und sie sind ausgesprochen “haustreu”. Sie sind – wenn sie Zeit haben und dürfen – erfolgreiche Revierbummler und Abstauber. Etwas finden, das ist ihnen viel lieber, als etwas erst einmal suchen und dann auch noch kilometerweit hetzen. An weiten Expeditionen ins Unbekannte sind sie deshalb eher wenig interessiert: Und das Ver-Jagen ist ihnen immer wichtiger als das Er-Jagen. |
| | |
| | Deutsche Spitze sind Nachkommen des steinzeitlichen Torfhundes « Canis familiaris palustris Rüthimeyer » und späteren « Pfahlbauspitzes » und die älteste Hunderasse Mitteleuropas. Zahlreiche andere Rassen sind aus ihnen hervorgegangen. Der **Torfhund**, auch **Torfspitz** (//Canis palustris//, //Canis familiaris palustris// Rütimeyer), war ein [[https://de.wikipedia.org/wiki/Urgeschichte|prähistorischer]] [[https://de.wikipedia.org/wiki/Haushund|Haushund]]. Er wurde 1861 vom Schweizer Zoologen [[https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Rütimeyer|Ludwig Rütimeyer]] erstmals beschrieben, nach Funden in Schweizer [[https://de.wikipedia.org/wiki/Pfahlbau|Pfahlbausiedlungen]] der [[https://de.wikipedia.org/wiki/Jungsteinzeit|Jungsteinzeit]] (daher auch **Pfahlbautenspitz**). Der Hund hat gemäß der Erstbeschreibung ein Aussehen ähnlich dem rezenten [[https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfsspitz|Wolfsspitz]]. Deswegen wurde einige Jahrzehnte lang vermutet, dass er der direkte Ahnherr aller nordischen Hunde, der [[https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Spitze|Deutschen Spitze]] und über verschiedene Stufen auch anderer Hunderassen sei. Diese [[https://de.wikipedia.org/wiki/Urrasse|Urrassen-Theorie]] geht auf den [[https://de.wikipedia.org/wiki/Kynologie|Kynologen]] [[https://de.wikipedia.org/wiki/Theophil_Studer|Theophil Studer]] zurück und ist heute überholt. Die Schädellänge des Torfhundes war mit 135–150 mm bereits deutlich kleiner als die eines Wolfschädels. Einige Funde von Torfhunden, deren Schädel Spuren eines gewaltsamen Todes aufweisen, lassen auf eine frühe Zuchtwahl schließen, da angenommen werden kann, dass nicht der ganze Wurf aufgezogen wurde, sondern nur einzelne Individuen. Es wird vermutet, dass er (zumindest am Anfang) ähnlich lebte wie die [[https://de.wikipedia.org/wiki/Pariahund|Pariahunde]] heute, also am Rande der Siedlungen, in großen Teilen Selbstversorger. Er begleitete wahrscheinlich die Menschen bei ihren Jagden, bewachte Häuser und Siedlungen und zog im hohen Norden vielleicht auch ihre Lasten. In Siedlungen der [[https://de.wikipedia.org/wiki/Urgeschichte|Urgeschichte]] wurden immer wieder Knochen dieses Hundetyps gefunden, mit einem Schwerpunkt in der [[https://de.wikipedia.org/wiki/Jungsteinzeit|Jungsteinzeit]] und [[https://de.wikipedia.org/wiki/Bronzezeit|Bronzezeit]]. Die Funde erstrecken sich über ganz Europa bis hin nach Asien und Nordafrika. Die Beschreibung als eigenständige Rasse bzw. Unterart geht auf Funde in Pfahlbausiedlungen am [[https://de.wikipedia.org/wiki/Bielersee|Bielersee]] (Fundplatz im Weiler [[https://de.wikipedia.org/wiki/La_Neuveville|Schafis]]) zurück. Schon um 1880 wurden auch Funde vom [[https://de.wikipedia.org/wiki/Dümmer|Dümmer]] und den Watten im [[https://de.wikipedia.org/wiki/Oldenburger_Land|Oldenburger Land]] bekannt und dem Torfspitz zugerechnet. In der [[https://de.wikipedia.org/wiki/Linearbandkeramische_Kultur|bandkeramischen]] Siedlung von [[https://de.wikipedia.org/wiki/Zschernitz|Zschernitz]] in Sachsen wurde im Jahre 2003 ein vollständig erhaltener Torfhund geborgen. Das bei seinem Tode etwa zwei Jahre alte Tier wurde zusammen mit einem toten Welpen in einer Erdgrube bestattet. Der Hund von Zschernitz hatte eine Schulterhöhe von etwa 45 cm, was mit der Größe des heutigen [[https://de.wikipedia.org/wiki/Spitz_(Hund)|Spitzes]] verglichen wird. Ein nahezu vollständig erhaltenes Exemplar wurde 1953 mit dem [[https://de.wikipedia.org/wiki/Torfhund_von_Burlage|Torfhund von Burlage]] in einem niedersächsischen [[https://de.wikipedia.org/wiki/Moor|Moor]] gefunden. Es wurde lange Zeit als bronzezeitlich vermutet. Neuen [[https://de.wikipedia.org/wiki/Radiokohlenstoffdatierung|Radiokohlenstoffdatierungen]] zufolge starb dieser Hund jedoch erst in der Neuzeit, zwischen 1477 und 1611. |
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| Im nicht deutschsprachigen Ausland werden die Wolfspitze auch Keeshond und die Zwergspitze Pomeranian genannt. | Im nicht deutschsprachigen Ausland werden die Wolfspitze auch Keeshond und die Zwergspitze Pomeranian genannt. |